Holocaust–Erinnerungsprojekt: Zwischenbericht

Holocaust – Fakten, Orte, Menschen – ein interkulturelles Erinnerungsprojekt

Zwischenbericht

Am 21.6. fand die Auftaktveranstaltung zum Holocaust-Erinnerungsprojekt statt, mit dem der Ökumenische Arbeitskreis Prenzlauer Berg anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestages der Reichpogromnacht neben Interessierten aus den Gemeinden auch Geflüchtete ansprechen möchte. Humam Nasrini, ein Philosophie-Dozent aus Alleppo, arbeitet in der Projektgruppe mit. Er übernahm an diesem Abend die Übersetzung ins Arabische. Es ist ihm ein Herzensanliegen, Menschen aus dem arabischen Raum über dieses dunkle Kapitel der Deutschen Geschichte zu informieren. Er ist der Ansicht, dass die Informationen über den Holocaust in diesen Ländern sehr lückenhaft sind. Information und Gespräch hält er für die besten Mittel, um Vorurteile und Hass gegenüber Juden zu überwinden.
Der Saal in der Evangelischen Gemeinschaft (Driesener Str. 1) war an diesem ersten Abend gut gefüllt. Deutsche und Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan und dem Iran verfolgten den Vortrag von Marcellus Jany über die Geschichte der Judenverfolgung von der Antike bis zum Holocaust. Nach dem Vortrag waren es vor allem die Geflüchteten, die viele Fragen hatten. Für sie war es schwierig, die Ursachen für den Holocaust zu verstehen. Ihre Fragen regten auch die deutschen Teilnehmer zum Nachdenken an. Es wurde deutlich, welche Gefahr von menschenverachtenden Ideologien ausgeht und wie wichtig es ist, die eigene Geschichte aufzuarbeiten, sich der Schuld zu stellen und den Anfängen von Diskriminierungen zu wehren. Geflüchtete verwiesen auf ihre eigenen Erfahrungen mit Diktatur und Terror in Syrien und äußerten ihre Sehnsucht nach Demokratie und einem friedlichen Miteinander der Religionen und Nationen.
Die Flüchtlingskoordinatorin des Bezirksamtes Pankow, Frau Birgit Gust, die aus persönlichem Interesse gekommen war, bedankte sich bei den Veranstaltern für den Mut zu diesem Projekt. Dass das Thema sehr bewegt hat, zeigte sich auch an den langen und intensiven Gesprächen bei Tee und Snacks im Anschluss an den offiziellen Teil.

Am 30. 6. fand das Holocaustprojekt seine Fortsetzung mit dem Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen. In zwei Führungen wurden die 30 Teilnehmer, unter ihnen 15 Geflüchtete, über das Gelände geführt. Dieses KZ wurde als Lager für politische Gegner und andere unliebsame Personen errichtet. Die Juden, die hier inhaftiert waren (ca 20 %) hatten unter allen Inhaftierten die schlechtesten Überlebenschancen. Ab 1942 wurden die jüdischen Insassen nach Ausschwitz deportiert. Die Führungen endeten bei dem Vernichtungstrakt mit der Gaskammer und den Verbrennungsöfen. Zigtausende, vor allem russische Kriegsgefangene, wurden hier noch in den letzten Kriegswochen hingerichtet. Der Besuch des KZ´s weckte in Ahmed und Abbas aus Syrien Erinnerungen an eigene Gefängnisaufenthalte. Firas aus Ägypten berichtete von der wachsenden Judenfeindlichkeit in seiner Heimat.
Dieses Projekt will nicht nur über den Holocaust informieren und somit auch zu einem besseren Verständnis des Nahost-Konflikt beitragen. Es soll auch aufzeigen, wie man in Deutschland mit der Vergangenheit umgeht. Die arabisch-sprachigen Teilnehmer erhielten eine Info-Broschüre über den Holocaust, verbunden mit der Bitte, diese wichtigen Informationen auch ihren Freunden weiter zu geben.

Alle Interessierten sind herzlich zu den weiteren Veranstaltungen dieser Reihe eingeladen. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“.

Do, 23.8. 2018, 19:00 Uhr
Zeitzeugengespräch mit Margit Siebner (Holocaust-Überlebende)
Ort: Evangelische Gemeinschaft, Driesener Str. 1

Sa, 29.9.2018
Besuch der Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialismus
(Sinti und Roma, Euthanasie-Opfer, Homosexuelle, Juden)
im Rahmen der Interkulturellen Woche
Treffpunkt: 14:00 Uhr, Brandenburger Tor (Ende ca. 15:30 Uhr)

Fr, 19.10.2018, 16:30 (Anmeldung erforderlich)
Besuch der Synagoge in der Oranienburger Straße (Centrum Judaicum)
Treffpunkt: 16:15 Uhr, Oranienburger Str. 28-30 (Ende: 18:30 Uhr)

Veranstalter
Ökumenischer Arbeitskreis Prenzlauer Berg www.oeak.de
Anmeldungen über info@oeak.de