Aktuelles

Website „Keine Gewalt“

Start: 1. Februar 2022

„Keine Gewalt – Friedliche Revolution und der Weg der Gewaltlosigkeit“ ist eine Website, die von einem ökumenisch zusammengesetzten Kreis von Zeitzeugen und Protagonisten der Friedlichen Revolution konzipiert und erarbeitet wurde.

Sie erinnert an den Mut und die Courage der Menschen vor und während der Friedlichen Revolution und würdigt die Rolle der Kirchen, aus deren Mitte die Demokratiebewegung zunehmend selbst­bewusster in die Gesellschaft hineinwirkte. Anhand ausgewählter zeithistorischer und ideengeschichtlicher Zusammenhänge zeichnet sie wichtige Motive und Impulse des emanzipatorischen Handelns nach.

Die Website gliedert sich in zwei Teile, die, obwohl eng miteinander verwoben, doch auch jeweils für sich stehen. Der erste Teil handelt von der Friedlichen Revolution, von der Rolle der Kirchen in der DDR-Gesellschaft, von den unterschiedlichen Akteuren und Schauplätzen der Revolution und von dem Weg der gesellschaftlichen Neuordnung bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Der zweite Teil greift das Thema der Gewaltlosigkeit auf. Der Ruf „Keine Gewalt“, der bei Demonstrationen angesichts massiver Polizeigewalt auf der Straße erscholl, diente auch der gegenseitigen Selbstverpflichtung für gewaltfreies Handeln. Dieser Teil spannt einen Bogen von der Bergpredigt Jesu, über Gandhi und Martin Luther King bis in die Gegenwart und zeigt, wie die Idee des gewaltlosen Widerstandes in kirchlichen und oppositionellen Kreisen in der DDR Konsens war.

Die Website lebt nicht zuletzt durch eine große Zahl an Zeitzeugeninterviews. Außerdem enthält sie, neben zahlreichen Abbildungen, auch besondere historische Dokumente, wie z. B. den erst 2019 aufgefundenen Brief von Dietrich Bonhoeffer an Mahatma Gandhi oder den Mitschnitt der Predigt von Martin Luther King bei seinem Besuch in Ostberlin.

Die Autorinnen und Autoren sind überzeugt, dass die historische Erfahrung des gewaltfreien Widerstands in der Friedlichen Revolution von 1989 noch heute von großer Aktualität ist. In der Zusammenschau mit Erfahrungen, die rund um den Globus mit Gewaltlosigkeit gemacht wurden, gibt sie Anregungen für das Bewältigen gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen und Konflikte.

Herbst 1989 – Ende einer Diktatur

Herbst 1989
خريف ٩١٩١

Ende einer Diktatur
نهاية دكتاتورية

Ein interkulturelles Geschichtsprojekt

30 Jahre
Friedliche Revolution und Mauerfall

Do, 22.08.2019, 19:00 Uhr
Infoabend: Leben in der DDR-Diktatur

Ort: Evangelische Gemeinschaft, Driesener Str. 1

Do, 29.08.2019, 18:30 Uhr
Besuch der Ausstellung „Alltag in der DDR“
Anmeldung erforderlich
Ort: Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstr. 97

Sa, 07.09.2019, 11:00 Uhr
Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (ehem. Stasi-Gefängnis) Anmeldung erforderlich
Ort: Genslerstr. 66, 13055 Berlin

Fr, 27.09.2019, 19:00 Uhr
Infoabend: Friedliche Revolution im Herbst 1989
anschließend Besuch der Gethsemanekirche
Ort: FreiRaum, Schönhauser Allee 134 a

Sa, 02.11.2019, 10:30 Uhr
Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer
Ort: Bernauer Str. 111
Treff: am Aussichtsturm

Do, 07.11.2019, 19:00 Uhr
Filmabend – eine Satire über die Wendezeit
Ort: Evangelische Gemeinschaft, Driesener Str. 1

So, 10.11.2019, 12:00 Uhr
Teilnahme am Ökumenischen Gedenken
Ort: Gedenkstätte Berliner Mauer
Treffpunkt: Bernauer Straße/ Ecke Gartenstraße (Nähe S-Bhf. Nordbahnhof)

Veranstalter:
Ökumenischer Arbeitskreis Prenzlauer Berg

Anmeldungen bitte über: info@oeak.de

Interkulturelles Sommerfest am 18.8.2019

Mit der Habibi-Band

So soll ein Festmahl sein:
jeder bringt etwas ein, jeder nimmt etwas mit;
ein Törtchen, ein Wörtchen, ein Lied.

Gerhard Schöne


Interkulturelles Sommerfest
Sonntag, 18. August, 15:00 Uhr
St. Augustinus

Am Sonntag, dem 18. August, findet auf dem Hof von St. Augustinus (Dänenstraße 17) ein interkulturelles Sommerfest statt. Eingeladen sind alle, die Freude daran haben, Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher kultureller Prägung zu begegnen. Mit Musik und leckeren internationalen kulinarischen Spezialitäten wollen wir uns an unserer Vielfalt erfreuen und einander kennenlernen. Eine besondere Einladung ergeht an die Bewohner und Mitarbeiter des Augustinushauses, die indonesiche Studentenfamilie, die katholische Studierende Gemeinde, SantEgidio, FreiRaum, alle Initiativen von und mit Geflüchteten, sowie Gäste aus der Ökumene und aus aller Welt.
Gern können Sie selbst zur kulinarischen und kulturellen Vielfalt beitragen. Wer sich an der Vorbereitung beteiligen will, melde sich über das Kontakt-Formular.

Katharina Jany

Tag der Nachbarn statt Nacht der Offenen Kirchen

Die Nacht der Offenen Kirchen, die in den vergangenen Jahren immer am Pfingstsonntag begangen wurde, wird von nun an am „Tag der Nachbarn“ stattfinden. Der „Tag der Nachbarn“ wurde im letzten Jahr von der Stiftung nebenan.de initiiert und soll immer am letzten Freitag im Mai stattfinden.

Der Ökumenische Rat Berlin Brandenburg (ÖRBB) rückte vom Pfingsttermin ab, weil an diesem Wochenende viele Veranstaltungen miteinander konkurrierten (Karneval der Kulturen, Nacht der Offenen Kirchen, Ökumenische Gottesdienste, Konfirmation, Kurzurlaub). Die Idee des „Tages der Nachbarn“ ist denkbar einfach: Sich in der Nachbarschaft treffen, zusammen feiern, ins Gespräch kommen und so ein Zeichen der guten Nachbarschaft setzen. Jeder kann mitmachen oder einfach dazu kommen. Die Kirchgemeinden sind eingeladen, sich mit eigenen Veranstaltungen (Kirchencafé, Führungen, Konzerte, … ) zu beteiligen.

Unter www.tagdernachbarn.de finden Sie alle Angebote. Nutzen Sie diese Gelegenheit, neue Orte und Menschen kennenzulernen. Auch die Neuapostolische Kirche, Dunckerstraße 31 (siehe Interview), lädt ein.
Katharina Jany

Interview: Herr Melchior (NAK)

Katharina Jany traf sich mich Herrn Melchior, dem Gemeindeleiter der Neuapostolischen Kirche (Dunckerstraße 31)

Herr Melchior vor der NAK in der Dunckerstraße 31

Jany: Herr Melchior, Sie sind der Gemeindeleiter der Neuapostolischen Gemeinde in der Dunckerstr. 31. Können Sie uns kurz Ihre Gemeinde vorstellen?
Melchior: Gerne. Unsere Gemeinde besteht seit mehr als 100 Jahren. Sie ist seit dem Jahr 1934 in der damals neu erbauten Kirche in der Dunckerstraße 31 beheimatet. Gegenwärtig versammeln sich sonntags mehr als 200 Gemeindemitglieder zu den Gottesdiensten. Ein gemischter Chor umrahmt die Gottesdienste. Die große Pfeifenorgel der Firma Sauer begleitet den Gemeindegesang. Kirchliche Angebote gibt es für alle Altersgruppen. In der Regel zweimal monatlich werden auch Gottesdienste in einem wenige Kilometer entfernten Seniorenheim durchgeführt, in dem mehrere Gemeindemitglieder leben. Die Zusammensetzung der Gemeinde ist in jeder Hinsicht bunt gemischt. Neben alteingesessenen Berlinern haben in den letzten Jahren auch etliche Zuzügler den Weg in die Gemeinde gefunden.
Jany: Wie ist die Neuapostolische Kirche entstanden und wie kam sie zu ihrem Namen?
Melchior: Die Kirche geht zurück auf eine Erweckungsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die in dem kleinen Ort Albury, südwestlich von London, ihren Anfang nahm. Nach der personalen Wiederbesetzung des Apostelamtes, das eigentlich der gesamten Kirche dienen sollte, kam es zur Gründung von Gemeinden. Aus den so entstandenen katholisch-apostolischen Gemeinden ging im Jahr 1863 die heutige Neuapostolische Kirche hervor, die sich von Hamburg aus in Deutschland, den Niederlanden, Europa und dann schließlich in der ganzen Welt verbreitete. Heute zählt die Kirche weltweit rund neun Millionen Mitglieder. Die Entwicklung des Namens ist schwer in wenigen Worten zu beschreiben. Zuerst gab es keine einheitliche Namensgebung, sondern eine verwirrende Namensvielfalt. Der heutige Name geht letztlich darauf zurück, dass im Zuge der Registrierung der Gemeinden als Vereine ein Name gefunden werden musste, der eine hinreichende Abgrenzung zu bereits bestehenden apostolischen Gemeinschaften oder Gemeinden bot. Letztlich ermöglichte es in Deutschland erst die vor einhundert Jahren in Kraft getretene Weimarer Reichsverfassung, die Gemeinschaft als Neuapostolische Kirche zu bezeichnen und die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu erreichen. Zuerst gelang dies im Jahr 1921 der „Neuapostolischen Kirche im Freistaat Baden“. In Südafrika wurde schon einige Jahre zuvor die Religionsgemeinschaft als „New Apostolic Church“ registriert. Auch wenn sich der heutige Name teilweise durch äußere Umstände entwickelte, macht er doch deutlich, dass die Gemeinschaft der Gläubigen wie in urchristlicher Zeit von Aposteln geleitet wird.
Jany: Wie ist die Neuapostolische Kirche organisiert und welche Leitungsämter gibt es?
Melchior: Die Kirche ist eine Amtskirche und hierarchisch strukturiert. International wird sie von dem Präsidenten der Neuapostolischen Kirche International, dem Franzosen Jean-Luc Schneider. Er trägt das Stammapostelamt und versieht nach unserem Verständnis den Petrusdienst. Der Begriff „Stammapostel“ geht darauf zurück, dass den zwölf Aposteln der Anfangszeit der apostolischen Bewegung jeweils einer der zwölf Stämme Israels zugeordnet war. Dies hat allerdings heute keine Bedeutung mehr, wie die abweichenden Bezeichnungen für Stammapostel in anderen Sprachen „chief apostle“, „apôtre-patriarche“ oder „apóstol mayor“ zeigen. Bezirksapostel unterstützen den Stammapostel in der Leitung der Kirche. Sie stehen sogenannten Gebietskirchen vor, die in Deutschland als Körperschaften des öffentlichen Rechts verfasst sind. Innerhalb der Gebietskirchen gibt es Apostelbezirke, die wiederum in Kirchenbezirke unterteilt sind, die jeweils mehrere Gemeinden umfassen. Unsere Gemeinde in der Dunckerstraße gehört zum Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg-Nord der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Unsere Kirche kennt drei Ämter: Das Apostelamt, das Priesteramt und das Diakonenamt.
Jany: In der Vergangenheit war die Neuapostolische Kirche sehr abgeschlossen. Sie beanspruchte für sich, aufgrund der Wiedereinsetzung des Apostelamtes, die wahre Kirche Christi zu sein und pflegte keinen Kontakt zu den anderen christlichen Kirchen. Nachdem die Neuapostolische Kirche 2012 einen eigenen Katechismus herausgebracht hat, hat sie sich der Ökumene geöffnet. So ist die Neuapostolische Kirche seit 2017 assoziiertes Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen Berlin-Brandenburg. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Melchior: Diese Entwicklung wird seitens meiner Kirche schon seit Jahrzehnten befördert, nicht erst seit Herausgabe des Katechismus, die den Prozess aber sicher maßgeblich beschleunigt hat. Ich sehe diese Entwicklung sehr positiv, gilt es doch, dem Evangelium auch in einer Zeit der zunehmenden Entchristlichung Gehör zu verschaffen. Zudem fördern ökumenische Kontakte das gegenseitige Verständnis und ermöglichen es, voneinander zu lernen. Schön finde ich den Gedanken, dass wir Christen – bei aller Verschiedenheit – zusammenhalten sollten. Ich selbst kenne es seit Kindertagen, dass wir angehalten worden sind, über andere Kirchen und Religionen nie abfällig zu reden und den Glauben anderer zu respektieren, zu achten und zu tolerieren. Ich habe zum Beispiel in der Schule auch den evangelischen Religionsunterricht besucht. Umso mehr freut mich das heutige Verständnis meiner Kirche von der „Kirche Christi“. Danach gehören zu ihr alle im dreieinigen Namen Gottes mit Wasser getauften Menschen, die an Jesus Christus glauben und ihn als Herrn bekennen.
Jany: Aussteiger aus der Neuapostolischen Kirche berichteten, dass sie durch strenge Verbote und eine totale Überwachung des persönlichen Lebenswandels psychische Schäden erlitten. Was sagen Sie zu solchen Vorwürfen?
Melchior: Solche Vorwürfe sind ernst zu nehmen und ich stelle sie auch nicht in Abrede, obwohl ich selbst in rund 50 Jahren, in denen ich die Kirche in verschiedenen Gemeinden erlebt habe, dergleichen nicht bewusst wahrgenommen habe. Die heutige Kirchenleitung hat mehrfach für Fehlverhalten der Kirche oder ihrer Funktionsträger in der Kirche um Entschuldigung gebeten. Meist beziehen sich die Klagen – so jedenfalls mein Eindruck – auf Vorkommnisse, die viele Jahre zurückliegen. Will man dies beurteilen, ist auch das jeweilige gesellschaftliche Umfeld zu bedenken. Damit darf Fehlverhalten aber nicht entschuldigt werden. Ich kann auch nicht beurteilen, ob es sich um Einzelfälle handelt oder strukturelle Probleme ausschlaggebend waren. Wie dem auch sei, in meiner Kirche handelten und handeln fehlerhafte Menschen. Der Schweizer Stammapostel Hans Urwyler (aktiv von 1978 bis 1988) hat erstmals die Bedeutung der Eigenverantwortung ausdrücklich und deutlich herausgestellt. Dies verbietet Vorgaben zur persönlichen Lebensführung oder gar eine Sanktionierung. Es geht heute vielmehr um begleitende Seelsorge. Gleichwohl ergeben sich aus dem Evangelium Hinweise, die unmittelbar den Lebenswandel betreffen. Denken Sie nur an das Gebot der Nächstenliebe oder den Hinweis in Berg- und Feldpredigt, den Balken im eigenen Auge zu entfernen, bevor man sich des Splitters im Auge des Nächsten annimmt.
Jany: Sie arbeiten als Referatsleiter in einer obersten Bundebehörde. Das heißt, Sie leiten diese große Gemeinde ehrenamtlich neben ihrer eigentlichen Arbeit. Wie ist das zu schaffen?
Melchior: Mit Gottes Hilfe und Segen, mit vielfältiger Mitwirkung der Gemeindemitglieder einschließlich weiterer Amtsträger, Hilfestellung der Kirchenverwaltung und nicht zuletzt mit Freude an der Arbeit. Sicher gibt es auch Tätigkeiten, für die ich gerne mehr Zeit hätte, wie zum Beispiel für die Pflege ökumenischer Kontakte. Aber wem geht es nicht so? Im Übrigen empfinde ich es als außerordentlich bereichernd und den Blick weitend, die Welt nicht eindimensional (nur Kirche, nur Arbeit) zu erfahren, sondern mit Menschen unterschiedlichster Bildung, Herkunft, Status und Einstellung Umgang zu haben. Kollegen nutzen ihre freie Zeit eben für andere Dinge und engagieren sich in Parteien, sozialen Projekten, Vereinen oder pflegen Hobbys.

Innenraum der NAK

Jany: Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Gemeinde?
Melchior: Schwerpunkt ist und bleibt das Evangelium, die Ausrichtung der Gläubigen auf Jesus Christus und seine baldige Wiederkunft. Mein Anliegen ist es, dass die Mitglieder in allen Lebenssituationen, ob Trauer und Leid oder Freude und Wohlergehen, die Sicherheit und das Glück erfahren können, von Gott geliebt und in ihm geborgen zu sein – und das unabhängig von eigener Leistung, Herkunft, Können, Fehlern oder Fähigkeiten. Besonders Jugendliche und Kinder sollen einen angstfreien und selbstbestimmten Zugang zu Glaube, Gebet, Gemeinschaft und Behütetsein in Gott finden und sich zu freudigen, selbstbewussten und glaubensstarken Christen entwickeln können, die nicht nur an sich, sondern auch an andere denken. Und die darüber hinaus nicht nur irdische Ziele im Blick haben, sondern auch die ewige Gemeinschaft mit Gott.
Jany: Das gegenwärtige Leitwort der Ökumene ist das einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Jede Kirche darf und soll ihre eigene Identität wahren und ihre besonderen Gaben einbringen. Was ist Ihnen persönlich an Ihrer Kirche besonders wertvoll? Auf welche Aspekte des christlichen Glaubens könnte uns die Neuapostolische Kirche neu aufmerksam machen?
Melchior: Das von Ihnen benannte Leitwort gefällt mir sehr gut. Es verlangt, wenn man es ernst nimmt, gegenseitigen Respekt, Achtung und Toleranz. Ich finde an meiner Kirche sehr angenehm, dass es zentral um das Evangelium, das Heil geht, das Gott allen anbietet, und weniger um gesellschaftspolitische Aktivitäten oder unterhaltende Freizeitbeschäftigung. Schön finde ich auch, dass der persönlichen, individuellen Seelsorge, sofern und soweit sie gewünscht ist, ein hoher Stellenwert eingeräumt wird, was besonders in Lebenskrisen Halt und Sicherheit geben kann. Zur Identität meiner Kirche gehört, dass sie von Aposteln geleitet wird, die Versöhnung predigen und die Gläubigen auf die baldige Wiederkunft Christi vorbereiten. Neben dem Sakrament der Taufe und des Heiligen Abendmahls kennen wir das Sakrament der Heiligen Versiegelung (Spendung der Gabe Heiligen Geistes) und wir treten auch für das Heil der Menschen, die entschlafen sind, ein. Neben den genannten Besonderheiten unserer Glaubenslehre finde ich die immer noch ausgeprägte Bereitschaft zum Ehrenamt und die Finanzierung kirchlicher Aufgaben und Angebote allein durch freiwillige Spenden der Mitglieder erwähnenswert.
Jany: Sie haben eine wunderschöne Kirche und einen tollen Kirchenchor. In technischer Hinsicht sind Sie weiter als alle Nachbargemeinden. Per Bildschirm wird der Gottesdienst in verschiedene Gemeinderäume übertragen. So können beispielsweise auch Eltern mit ihren Kleinkindern in einem extra Raum dem Gottesdienst folgen. Wann kann man denn mal Ihre Gemeinde besuchen und kennenlernen?
Melchior: Schön, dass Ihnen unser Chor gefällt. Er wirkt übrigens bei allen Gottesdiensten mit, die regelmäßig an Sonntagen um 10 Uhr und mittwochs um 19:30 Uhr stattfinden – und die wir für kranke Gemeindemitglieder auch per Telefonkonferenz übertragen. Die Gottesdienste sind öffentlich und jede bzw. jeder, der möchte, kann völlig unverbindlich kommen – und gehen. Ab und zu haben wir dienstags die Kirche auch ganz einfach so geöffnet, und jeder, der will, kann hereinschauen. Das im Bauhausstil errichtete und unter Denkmalschutz stehende schlichte Kirchengebäude ist gerade im Jubiläumsjahr „100 Jahre Bauhaus“ ein Besuch wert. Kennenlernen können Sie uns auch am 24. Mai 2019 bei der „Nacht der offenen Kirchen“. Sie kooperiert ja mit dem „Tag der Nachbarn“ und als solche laden wir Sie gern ein! Darüber hinaus engagieren wir uns auch bei der „8. Langen Nacht der Religionen“ am 15. Juni 2019 (geöffnet: 19 bis 23 Uhr, Andacht um 20 Uhr zum Thema „Wasser des Lebens“). Über Termine informiert auch unsere Gemeindehomepage (www.nak-prenzlauerberg.de). Wir freuen uns über lieben Besuch aus der Nachbarschaft.


Jany: Wie ist die Neuapostolische Kirche entstanden und wie kam sie zu ihrem Namen?
Melchior: Die Kirche geht zurück auf eine Erweckungsbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die in dem kleinen Ort Albury, südwestlich von London, ihren Anfang nahm. Nach der personalen Wiederbesetzung des Apostelamtes, das eigentlich der gesamten Kirche dienen sollte, kam es zur Gründung von Gemeinden. Aus den so entstandenen katholisch-apostolischen Gemeinden ging im Jahr 1863 die heutige Neuapostolische Kirche hervor, die sich von Hamburg aus in Deutschland, den Niederlanden, Europa und dann schließlich in der ganzen Welt verbreitete. Heute zählt die Kirche weltweit rund neun Millionen Mitglieder. Die Entwicklung des Namens ist schwer in wenigen Worten zu beschreiben. Zuerst gab es keine einheitliche Namensgebung, sondern eine verwirrende Namensvielfalt. Der heutige Name geht letztlich darauf zurück, dass im Zuge der Registrierung der Gemeinden als Vereine ein Name gefunden werden musste, der eine hinreichende Abgrenzung zu bereits bestehenden apostolischen Gemeinschaften oder Gemeinden bot. Letztlich ermöglichte es in Deutschland erst die vor einhundert Jahren in Kraft getretene Weimarer Reichsverfassung, die Gemeinschaft als Neuapostolische Kirche zu bezeichnen und die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu erreichen. Zuerst gelang dies im Jahr 1921 der „Neuapostolischen Kirche im Freistaat Baden“. In Südafrika wurde schon einige Jahre zuvor die Religionsgemeinschaft als „New Apostolic Church“ registriert. Auch wenn sich der heutige Name teilweise durch äußere Umstände entwickelte, macht er doch deutlich, dass die Gemeinschaft der Gläubigen wie in urchristlicher Zeit von Aposteln geleitet wird.
Jany: Wie ist die Neuapostolische Kirche organisiert und welche Leitungsämter gibt es?
Melchior: Die Kirche ist eine Amtskirche und hierarchisch strukturiert. International wird sie von dem Präsidenten der Neuapostolischen Kirche International, dem Franzosen Jean-Luc Schneider. Er trägt das Stammapostelamt und versieht nach unserem Verständnis den Petrusdienst. Der Begriff „Stammapostel“ geht darauf zurück, dass den zwölf Aposteln der Anfangszeit der apostolischen Bewegung jeweils einer der zwölf Stämme Israels zugeordnet war. Dies hat allerdings heute keine Bedeutung mehr, wie die abweichenden Bezeichnungen für Stammapostel in anderen Sprachen „chief apostle“, „apôtre-patriarche“ oder „apóstol mayor“ zeigen. Bezirksapostel unterstützen den Stammapostel in der Leitung der Kirche. Sie stehen sogenannten Gebietskirchen vor, die in Deutschland als Körperschaften des öffentlichen Rechts verfasst sind. Innerhalb der Gebietskirchen gibt es Apostelbezirke, die wiederum in Kirchenbezirke unterteilt sind, die jeweils mehrere Gemeinden umfassen. Unsere Gemeinde in der Dunckerstraße gehört zum Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg-Nord der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Unsere Kirche kennt drei Ämter: Das Apostelamt, das Priesteramt und das Diakonenamt.
Jany: In der Vergangenheit war die Neuapostolische Kirche sehr abgeschlossen. Sie beanspruchte für sich, aufgrund der Wiedereinsetzung des Apostelamtes, die wahre Kirche Christi zu sein und pflegte keinen Kontakt zu den anderen christlichen Kirchen. Nachdem die Neuapostolische Kirche 2012 einen eigenen Katechismus herausgebracht hat, hat sie sich der Ökumene geöffnet. So ist die Neuapostolische Kirche seit 2017 assoziiertes Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen Berlin-Brandenburg. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Melchior: Diese Entwicklung wird seitens meiner Kirche schon seit Jahrzehnten befördert, nicht erst seit Herausgabe des Katechismus, die den Prozess aber sicher maßgeblich beschleunigt hat. Ich sehe diese Entwicklung sehr positiv, gilt es doch, dem Evangelium auch in einer Zeit der zunehmenden Entchristlichung Gehör zu verschaffen. Zudem fördern ökumenische Kontakte das gegenseitige Verständnis und ermöglichen es, voneinander zu lernen. Schön finde ich den Gedanken, dass wir Christen – bei aller Verschiedenheit – zusammenhalten sollten. Ich selbst kenne es seit Kindertagen, dass wir angehalten worden sind, über andere Kirchen und Religionen nie abfällig zu reden und den Glauben anderer zu respektieren, zu achten und zu tolerieren. Ich habe zum Beispiel in der Schule auch den evangelischen Religionsunterricht besucht. Umso mehr freut mich das heutige Verständnis meiner Kirche von der „Kirche Christi“. Danach gehören zu ihr alle im dreieinigen Namen Gottes mit Wasser getauften Menschen, die an Jesus Christus glauben und ihn als Herrn bekennen.
Jany: Aussteiger aus der Neuapostolischen Kirche berichteten, dass sie durch strenge Verbote und eine totale Überwachung des persönlichen Lebenswandels psychische Schäden erlitten. Was sagen Sie zu solchen Vorwürfen?
Melchior: Solche Vorwürfe sind ernst zu nehmen und ich stelle sie auch nicht in Abrede, obwohl ich selbst in rund 50 Jahren, in denen ich die Kirche in verschiedenen Gemeinden erlebt habe, dergleichen nicht bewusst wahrgenommen habe. Die heutige Kirchenleitung hat mehrfach für Fehlverhalten der Kirche oder ihrer Funktionsträger in der Kirche um Entschuldigung gebeten. Meist beziehen sich die Klagen – so jedenfalls mein Eindruck – auf Vorkommnisse, die viele Jahre zurückliegen. Will man dies beurteilen, ist auch das jeweilige gesellschaftliche Umfeld zu bedenken. Damit darf Fehlverhalten aber nicht entschuldigt werden. Ich kann auch nicht beurteilen, ob es sich um Einzelfälle handelt oder strukturelle Probleme ausschlaggebend waren. Wie dem auch sei, in meiner Kirche handelten und handeln fehlerhafte Menschen. Der Schweizer Stammapostel Hans Urwyler (aktiv von 1978 bis 1988) hat erstmals die Bedeutung der Eigenverantwortung ausdrücklich und deutlich herausgestellt. Dies verbietet Vorgaben zur persönlichen Lebensführung oder gar eine Sanktionierung. Es geht heute vielmehr um begleitende Seelsorge. Gleichwohl ergeben sich aus dem Evangelium Hinweise, die unmittelbar den Lebenswandel betreffen. Denken Sie nur an das Gebot der Nächstenliebe oder den Hinweis in Berg- und Feldpredigt, den Balken im eigenen Auge zu entfernen, bevor man sich des Splitters im Auge des Nächsten annimmt.
Jany: Sie arbeiten als Referatsleiter in einer obersten Bundebehörde. Das heißt, Sie leiten diese große Gemeinde ehrenamtlich neben ihrer eigentlichen Arbeit. Wie ist das zu schaffen?
Melchior: Mit Gottes Hilfe und Segen, mit vielfältiger Mitwirkung der Gemeindemitglieder einschließlich weiterer Amtsträger, Hilfestellung der Kirchenverwaltung und nicht zuletzt mit Freude an der Arbeit. Sicher gibt es auch Tätigkeiten, für die ich gerne mehr Zeit hätte, wie zum Beispiel für die Pflege ökumenischer Kontakte. Aber wem geht es nicht so? Im Übrigen empfinde ich es als außerordentlich bereichernd und den Blick weitend, die Welt nicht eindimensional (nur Kirche, nur Arbeit) zu erfahren, sondern mit Menschen unterschiedlichster Bildung, Herkunft, Status und Einstellung Umgang zu haben. Kollegen nutzen ihre freie Zeit eben für andere Dinge und engagieren sich in Parteien, sozialen Projekten, Vereinen oder pflegen Hobbys.
Jany: Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Gemeinde?
Melchior: Schwerpunkt ist und bleibt das Evangelium, die Ausrichtung der Gläubigen auf Jesus Christus und seine baldige Wiederkunft. Mein Anliegen ist es, dass die Mitglieder in allen Lebenssituationen, ob Trauer und Leid oder Freude und Wohlergehen, die Sicherheit und das Glück erfahren können, von Gott geliebt und in ihm geborgen zu sein – und das unabhängig von eigener Leistung, Herkunft, Können, Fehlern oder Fähigkeiten. Besonders Jugendliche und Kinder sollen einen angstfreien und selbstbestimmten Zugang zu Glaube, Gebet, Gemeinschaft und Behütetsein in Gott finden und sich zu freudigen, selbstbewussten und glaubensstarken Christen entwickeln können, die nicht nur an sich, sondern auch an andere denken. Und die darüber hinaus nicht nur irdische Ziele im Blick haben, sondern auch die ewige Gemeinschaft mit Gott.
Jany: Das gegenwärtige Leitwort der Ökumene ist das einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Jede Kirche darf und soll ihre eigene Identität wahren und ihre besonderen Gaben einbringen. Was ist Ihnen persönlich an Ihrer Kirche besonders wertvoll? Auf welche Aspekte des christlichen Glaubens könnte uns die Neuapostolische Kirche neu aufmerksam machen?
Melchior: Das von Ihnen benannte Leitwort gefällt mir sehr gut. Es verlangt, wenn man es ernst nimmt, gegenseitigen Respekt, Achtung und Toleranz. Ich finde an meiner Kirche sehr angenehm, dass es zentral um das Evangelium, das Heil geht, das Gott allen anbietet, und weniger um gesellschaftspolitische Aktivitäten oder unterhaltende Freizeitbeschäftigung. Schön finde ich auch, dass der persönlichen, individuellen Seelsorge, sofern und soweit sie gewünscht ist, ein hoher Stellenwert eingeräumt wird, was besonders in Lebenskrisen Halt und Sicherheit geben kann. Zur Identität meiner Kirche gehört, dass sie von Aposteln geleitet wird, die Versöhnung predigen und die Gläubigen auf die baldige Wiederkunft Christi vorbereiten. Neben dem Sakrament der Taufe und des Heiligen Abendmahls kennen wir das Sakrament der Heiligen Versiegelung (Spendung der Gabe Heiligen Geistes) und wir treten auch für das Heil der Menschen, die entschlafen sind, ein. Neben den genannten Besonderheiten unserer Glaubenslehre finde ich die immer noch ausgeprägte Bereitschaft zum Ehrenamt und die Finanzierung kirchlicher Aufgaben und Angebote allein durch freiwillige Spenden der Mitglieder erwähnenswert.
Jany: Sie haben eine wunderschöne Kirche und einen tollen Kirchenchor. In technischer Hinsicht sind Sie weiter als alle Nachbargemeinden. Per Bildschirm wird der Gottesdienst in verschiedene Gemeinderäume übertragen. So können beispielsweise auch Eltern mit ihren Kleinkindern in einem extra Raum dem Gottesdienst folgen. Wann kann man denn mal Ihre Gemeinde besuchen und kennenlernen?
Melchior: Schön, dass Ihnen unser Chor gefällt. Er wirkt übrigens bei allen Gottesdiensten mit, die regelmäßig an Sonntagen um 10 Uhr und mittwochs um 19:30 Uhr stattfinden – und die wir für kranke Gemeindemitglieder auch per Telefonkonferenz übertragen. Die Gottesdienste sind öffentlich und jede bzw. jeder, der möchte, kann völlig unverbindlich kommen – und gehen. Ab und zu haben wir dienstags die Kirche auch ganz einfach so geöffnet, und jeder, der will, kann hereinschauen. Das im Bauhausstil errichtete und unter Denkmalschutz stehende schlichte Kirchengebäude ist gerade im Jubiläumsjahr „100 Jahre Bauhaus“ ein Besuch wert. Kennenlernen können Sie uns auch am 24. Mai 2019 bei der „Nacht der offenen Kirchen“. Sie kooperiert ja mit dem „Tag der Nachbarn“ und als solche laden wir Sie gern ein! Darüber hinaus engagieren wir uns auch bei der „8. Langen Nacht der Religionen“ am 15. Juni 2019 (geöffnet: 19 bis 23 Uhr, Andacht um 20 Uhr zum Thema „Wasser des Lebens“). Über Termine informiert auch unsere Gemeindehomepage (www.nak-prenzlauerberg.de). Wir freuen uns über lieben Besuch aus der Nachbarschaft.

Aktuelle Infos zum Besuch der Synagoge

Nur Umgebungsführung am Freitag!

Leider gab es in der Planung des Synagogen-Besuchs einen Fehler: Ein Mitarbeiter des Centrum Judaicum hat uns mitgeteilt, dass die Ausstellung am Freitag ab 15:00 Uhr geschlossen ist. Beim Planen hatte er nicht bedacht, dass ab Oktober die Schließzeiten aufgrund der frühen Dunkelheit anders sind als im Sommer.

Daher werden wir die (sowieso geplante) Führung zum jüdische Leben in der Umgebung der Synagoge nun mit einer Dauer von 2 Stunden machen.
Und leider nicht in die Synagoge/Ausstellung hineingehen können.

Alle Teilnehmenden bekommen die Möglichkeit am Sonntag zu einem Sonderpreis die Ausstellung zu besuchen.

Treffpunkt und Anmeldung sind weiter wie angekündigt:

Treffpunkt: 16:15 Uhr vor der Synagoge, Oranienburger Str. 28-30.
Ende: ca. 18:30 Uhr

Anmeldung! Bitte melden Sie sich an unter: info@oeak.de
Die Teilnahme ist kostenlos.

Besuch der Synagoge in der Oranienburger Str.

Wichtige Änderung!

Leider gab es in der Planung des Synagogen-Besuchs einen Fehler: Ein Mitarbeiter des Centrum Judaikum hat uns mitgeteilt, dass die Ausstellung am Freitag ab 15:00 Uhr geschlossen ist. Beim Planen hatte er nicht bedacht, dass ab Oktober die Schließzeiten aufgrund der frühen Dunkelheit anders sind als im Sommer.

Daher werden wir die (sowieso geplante) Führung zum jüdische Leben in der Umgebung der Synagoge nun mit einer Dauer von 2 Stunden machen. Und leider nicht in die Synagoge/Ausstellung hineingehen können.

Alle Teilnehmenden bekommen die Möglichkeit am Sonntag zu einem Sonderpreis die Ausstellung zu besuchen.

 

زيارة إلى الكنيس اليهودي  

Oranienburger Straße

سنقوم يوم الجمعة بتاريخ ١٩ تشرين الأول بزيارة الكنيس اليهوديOranienburger Straße

حيث نزور هناك معرض يشرح تاريخ الكنيس اليهودي وكذلك المحرقة التي تعرض لها الشعب اليهودي ، كما وسنتعرف على الحياة اليومية لليهود في برلين وذلك من خلال جولة في الحي اليهودي هناك .

نقطة الالتقاء ستكون في الساعة الرابعة والربع عصرا من أمام الكنيس اليهودي على العنوان : Oranienburger Straße 28-30

وتنتهي الزيارة في تمام الساعة السادسة والنصف مساء من نفس اليوم .

المشاركة مجانية ، كما وتتوفر ترجمة للغة العربية .

يرجى ممن يحب المشاركة في هذه الفاعلية التسجيل مسبقا على info@oeak.de

كما يمكنكم الاطلاع على المعلومات وتفاصيل الزيارة على الصفحة الالكترونيةwww.oeak.de

 

Am Freitag, dem 19. Oktober, sind Sie eingeladen, an einer Führung durch die neue Dauerausstellung im Centrum Judaicum und durch das umliegende ehemals jüdische Viertel teilzunehmen. Die Ausstellung informiert über die Geschichte der Synagoge, den Holocaust und über das gegenwärtige jüdische Leben in Berlin.

Treffpunkt: 16:15 Uhr vor der Synagoge, Oranienburger Str. 28-30.
Ende: ca. 18:30 Uhr

Anmeldung! Bitte melden Sie sich an unter: info@oeak.de
Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Veranstaltung ist Teil des interkulturellen Holocaust-Erinnerungsprojektes.

Aktuelle Infos zum Gedenkweg am 29.9.

Wichtige aktuelle Infos zum Gedenkweg am Samstag:

Aufgrund des Erdogan-Besuchs gibt es aktuell eine Absperrungen rund um das Brandenburger Tor. Ab Samstag 15:00 Uhr soll wieder alles offen sein.

Aufgrund der Absperrungen ändern sich unser Treffpunkt und die Startzeit:

Neuer Treffpunkt: Ausgang S-Bahnhof Brandenburger Tor (oben auf dem Mittelstreifen)

Neue Uhrzeit: 14:30 Uhr

Achtung: Evtl. fahren S-Bahnen und Busse nicht planmäßig. Alternativ kann man zum Potsdamer Platz fahren und von dort laufen.


Besuch der Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialismus

Kennen Sie das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, das 2012 von Angela Merkel und Joachim Gauck eingeweiht wurde und an die ca. 500 000 ermordeten Sinti und Roma erinnert? Es liegt, wie auch der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der „Euthanasie“-Morde, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Berliner Tiergarten.

Der Ökumenische Arbeitskreis Prenzlauer Berg lädt am Samstag, dem 29. September, zu einem Erinnerungsweg ein, bei dem diese vier Gedenkorte besucht werden. Der Erinnerungsweg ist Bestandteil des interkulturellen Holocaust-Erinnerungsprojektes, das anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht ins Leben gerufen wurde. Er findet im Rahmen der Interkulturellen Woche statt.
Treffpunkt ist um 14:30 Uhr am Brandenburger Tor. Im Anschluss an den Erinnerungsweg besteht die Möglichkeit, den Ort der Information in der Holocaustgedenkstätte zu besuchen.

Sa, 29.September
Treffpunkt: 14:30 Uhr am Brandenburger Tor
(Ende ca. 16:00 Uhr an der Holocaustgedankstette)

Bericht: Zeitzeugengespräch mit Margit Siebner

Holocaust – Fakten, Orte, Menschen
ein interkulturelles Erinnerungsprojekt

Es ist mucksmäuschenstill im Saal, als Margit Siebner beginnt, über ihre Kindheit im Dritten Reich zu sprechen. Als Zehnjährige hat sie die Reichpogromnacht in Berlin miterlebt. Ihr jüdischer Vater war zu der Zeit Häftling im KZ Sachsenhausen. Wie durch ein Wunder gelang es der Mutter, den Vater aus dem KZ herauszuholen. Dazu musste sie sich scheiden lassen. Der Vater hatte dann noch vier Wochen Zeit, seine Ausreise nach Schanghai zu organisieren. Margit Siebner erinnert sich, wie ihr Vater ein Cafè gesucht habe, in dem Juden der Zutritt nicht verboten war. Ein einziges Cafè hätte er gefunden, wo er mit seiner Tochter sitzen konnte. Obwohl die Flucht gelang, sollte Margit ihren Vater nie wieder sehen. In Shanghai verstarb er 1946 an Lungenkrebs. Als Halbjüdin konnte Margit Siebner die letzten Kriegsjahre nur überleben, weil sie versteckt wurde. „Es gab auch gute Deutsche“ heißt die Biographie, die Viola Karl über sie geschrieben hat.
Margit Siebner ist 90 Jahre alt. Sie erzählt ihre Geschichte schon seit 25 Jahren. Früher ging sie in die Schulen, jetzt kommen noch kleine Gruppen zu ihr ins Altersheim. Heute, am 23. August, hat sie sich selbst noch mal auf den Weg in den Prenzlauer Berg gemacht zu einem Abend mit Deutschen und Geflüchteten. Ca. 60 Interessierte sind gekommen, unter ihnen 10 Geflüchtete. Humam Nasrini übersetzt ins Arabische. Er ist selbst ein Geflüchteter. Die Mitarbeit bei dem Holocaustprojekt ist ihm ein Herzensanliegen. Er ist der Ansicht, dass die Informationen über den Holocaust im arabischen Raum sehr lückenhaft sind. Information und Gespräch hält er für die besten Mittel, um Vorurteile und Hass gegenüber Juden zu überwinden und zu einem besseren Verständnis des Nah-Ost-Konfliktes beizutragen.
Das Zeitzeugengespräch mit Margit Siebner ist die dritte Veranstaltung im Rahmen des inter­kulturellen Erinnerungsrojektes: „Holocaust –Fakten, Orte, Menschen“, das der Ökumenische Arbeitskreis Prenzlauer Berg anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht ins Leben gerufen hat. Da der ökumenische Arbeitskreis auch in die Flüchtlingsarbeit eingebunden ist, bot sich dieses interkulturelle Projekt an. Beim ersten Treffen gab es einen Vortrag über die Geschichte der Judenverfolgung von der Antike bis zum Holocaust. Es folgte eine Exkursion in die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen. In ihren Reaktionen zeigen sich die Geflüchteten erschüttert über die Verbrechen an den Juden. Einige berichten auch von eigenen traumatischen Erfahrungen mit Verfolgung, Krieg und Inhaftierung. Den Initiatoren ist wichtig, dass dieses Projekt nicht nur über die Verbrechen der Nazi-Zeit informiert. Ihnen liegt auch daran, zu zeigen, wie man in Deutschland mit der Last der Vergangenheit umgeht. Die nächste Veranstaltung ist ein Besuch der Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialimus im Tiergarten (28.9.) und ein Besuch der Synagoge in der Oranienburger Straße (18.10.). (Infos unter www.oeak.de.)
Am Ende des heutigen Abends stellt ein Syrer noch eine letzte Frage an Margit Siebner. „Warum tun Sie sich das an, immer wieder von Ihren Erfahrungen zu berichten?“ Frau Siebner muss nicht lange überlegen: „Ich möchte etwas tun, damit solch ein Unrecht nie wieder geschieht. Ich habe Angst – Angst, dass unsere Gesellschaft wieder nach rechts rutscht. Deswegen spreche ich immer wieder von dem, was ich erlebt habe, solange meine Kraft noch reicht.“

Katharina Jany

Margit Siebner (Foto: Katrin Kirchner)

Humam Nasrini übersetzt (Foto: Katharina Jany)

(Foto: Andreas Schulz)