(1937 – 1994)
Evangelischer Pfarrer,
Gründer der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten und Berlin-Prenzlauer Berg
Pfarrer mit politischem Engagement
Gerhard Weber war Sohn einer württembergischen Pfarrerfamilie. Er studierte Theologie und wurde Pfarrer. Ergriffen von den aktuellen Nöten der Menschen, auf der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden, bewegt von der Frage nach der Verbindung von Glaube und Politik, trat er der SPD bei und war neun Jahre lang nebenberuflich Stadtrat in Kornwestheim, einer süddeutschen Industrie- und Arbeiterstadt.
Visionär und Gründer der Basisgemeinde
In einem ökumenischen Bibelkreis suchte Gerhard Weber zusammen mit Gleichgesinnten nach Antworten der Bibel auf die drängenden Fragen der Zeit. Dabei reifte in ihm die Gewißheit, daß das Evangelium auch heute noch jene Kraft in sich hat, die die Welt aus ihren zunehmenden Sackgassen führen kann. Im Vertrauen auf die Verheißungen der Bergpredigt gründete er 1973 die Basisgemeinde nach dem Vorbild der christlichen Urgemeinde. Er gab deshalb seine Pfarrstelle und seine Zugehörigkeit zur Evangelischen Landeskirche auf. 1983 erwarb die Basisgemeinde ein großräumiges Hofgut in Wulfshagenerhütten (Schleswig-Holstein), wo die Vision von christlichem Gemeinschaftsleben mit Menschen unterschiedlichster Herkunft, von Gütergemeinschaft und gerechtem Wirtschaften verwirklicht werden konnte. Durch die Herstellung von Holzspielzeug schuf die Gemeinde Arbeitsplätze auch für Bedürftige, die hinzukamen, und sicherte ihre wirtschaftliche Existenz. Ihrem politischen Auftrag im Geist der Bergpredigt verpflichtet, engagiert sich die Gemeinde bis heute aktiv in der Friedensbewegung und in der Anti-Atomkraftbewegung.
Gottsucher im Prenzlauer Berg
In der Bitte suchender Menschen, nach dem Mauerfall in den Osten Berlins zu kommen, erkannte die Basisgemeinde einen Ruf Gottes und sandte 1990 Gerhard Weber und einige Mitglieder nach Berlin in ein besetztes Haus im Prenzlauer Berg (Dunckerstr. 14/15), um dort eine Gemeinschaft aufzubauen. In dieser Zeit, in der viele Menschen mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes, steigenden Mieten und einem raschen Wandel ihres gewohnten Lebensumfeldes zu kämpfen hatten, setzte die Basisgemeinde durch die Organisation von Rundtischgesprächen, Kieztreffen, die Einrichtung eines Kiezladens, durch politische Aktivitäten u.a. wichtige Zeichen der Hoffnung. Gerhard Weber lebte und handelte stets aus dem Gebet heraus. Er verstand es, die Menschen durch seine inspirierende Auslegung des Evangeliums zu stärken und zu ermutigen. Er starb 1994 im Alter von 56 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.