(1893 bis 1965)
Katholikin im mutigen Einsatz für die Rettung jüdischer Menschen
Kirchlich und sozial engagierte Studentin
Margarete Sommer wurde am 21. Juli 1893 in Schöneweide (b. Berlin) als Kind katholischer Eltern in einfachen Verhältnissen geboren. Mit 19 Jahren legte sie das Examen als Volksschullehrerin ab und studierte Volkswirtschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpolitik. Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges arbeitete sie als Hilfsschwester im Maria–Viktoria–Krankenhaus der Dominikanerinnen und trat dem Dritten Orden der Dominikaner bei. Sie engagierte sich in einer katholischen Studentinnen-Vereinigung und übernahm zeitweise deren Vorsitz. Nach ihrer Promotion (1924) wurde sie Dozentin an der 1908 gegründeten ersten Ausbildungsstätte für Fürsorgerinnen in Deutschland.
Unermüdlicher Einsatz zur Rettung von Juden
Während des 3. Reiches widmete Margarete Sommer ihre fürsorgerliche Tätigkeit hauptsächlich den durch die nationalistische Rassenideologie bedrohten „Nichtariern“. 1941 wurde sie Geschäftsführerin des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin (HBOB), das seit 1938 unter bischöflichem Schutz in den Räumen der Theresienschule (Berlin-Prenzlauer Berg) die Hilfe für katholische „Nichtarier“ koordinierte. Als Vertraute von Bischof Preising und Dompropst Bernhard Lichtenberg erhielt sie Zugang zu den Deportationslisten und konnte vielen Betroffenen helfen, indem sie ihnen Versteck- oder Ausreisemöglichkeiten vermittelte. Sie selbst versteckte zwei Männer in der Krypta der Herz-Jesu- Kirche (Prenzlauer Berg).
Eine „unbesungene Heldin“
Nach Kriegsende setzte Margarete Sommer die Arbeit des Hilfswerkes fort. 1946 übernahm sie die Leitung der Frauenseelsorge im Bistum Berlin. Im November 1949 wurde sie Mitglied in der Gemeinschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. 1952 wurde sie zur Mitarbeit in der Flüchtlingsseelsorge beauftragt. 1953 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Am Jahrestag der Progrome von 1938 wurde Margarete Sommer 1961 von der Stadt Berlin (West) in die Liste der „Unbesungenen Helden“ aufgenommen. Diese Ehrung erhielten Berliner BürgerInnen, die sich während der Naziherrschaft für „nichtarische“ Mitmenschen eingesetzt hatten. Margarete Sommer starb am 30. Juni 1965.