(1890 – 1957)
Wegbereiter der Ökumene zwischen Ost- und Westkirche,
Priester und Martyrer
Ukrainischer Priester in Berlin
Petro Werhun wurde am 18. November 1890 in der Nähe von Lemberg in Galizien (heute Ukraine) geboren. Er gehörte zur ukrainisch – katholischen Kirche, der unierten Kirche, die den byzantinischen Ritus pflegt und gleichzeitig mit der katholischen Kirche vereint ist. Er studierte in Prag Theologie und promovierte im Fach Kirchengeschichte. Nach seiner Priesterweihe wurde er 1927 als Seelsorger für die ukrainischen Katholiken nach Berlin berufen. In der Kapelle „Zur Heiligen Familie“ im St. Josephsheim in der Pappelallee (Berlin-Prenzlauer Berg) fand er eine Heimat für seine rasch wachsende Gemeinde.
Voll ökumenischer Leidenschaft
Von Anfang an suchte er nicht nur den Kontakt zu katholischen, sondern auch zu orthodoxen Ukrainern. Er gründete einen konfessionell gemischten Kirchenchor und setzte sich für eine innerukrainische Ökumene ein. Ein weiteres Anliegen war ihm, durch Vorlesungen und Veröffentlichungen die byzantinische Liturgie innerhalb der katholischen Kirche bekannt zu machen und den Dialog zwischen der Ost- und Westkirche zu fördern. Er sehnte sich nach der Wiedervereinigung der Kirchen und war sich dessen bewußt, daß der offiziell kirchlichen Vereinigung eine „Union der Herzen“ vorausgehen müsse. Er selbst fand seine geistliche Heimat in der Benediktiner-Abtei Niederaltaich in Bayern und wünschte sich, dort seinen Lebensabend als Benediktiner zu verbringen.
Blutzeuge
1940 wurde er zum Apostolischen Visitator ernannt und war somit für alle katholischen Ukrainer in Deutschland und deren Seelsorger verantwortlich. Während des 2. Weltkrieges lag ein Schwerpunkt seiner Arbeit in der Unterstützung notleidender ukrainischer Familien, Kriegswaisen und Zwangsarbeiter. Gegen den Rat, vor der Roten Armee zu fliehen und Berlin zu verlassen, entschied er sich, seine Gemeinde nicht im Stich zu lassen. 1945 wurde er wegen angeblicher Kollaboration mit dem Hitlerregime von der Roten Armee verschleppt und zu 8 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er starb am 7. Februar 1957 an den Folgen der Zwangsarbeit in sibirischer Verbannung. Am 27. Juni 2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. in Lviv (Lemberg) zusammen mit 26 weiteren ukrainischen Martyrern selig gesprochen.