Agnes Wendland

Agnes Wendland

(1891 bis 1946)

Evangelische Pfarrfrau
und
Gerechte unter den Völkern

Pfarrfrau

Agnes Wendland wurde am 18. März 1891 geboren. Sie heiratete den Evangelischen Pfarrer Dr. Walter Wendland. Dem Pfarrersehepaar wurden drei Kinder geboren.

Mutiger Einsatz für jüdische Menschen

Von 1916 bis 1946 lebte Agnes Wendland im Pfarrhaus der Gethsemanekirche (Berlin – Prenzlauer Berg), wo ihr Mann als Pfarrer tätig war. 1942 fiel ihr Sohn Ernst-Moritz. Als entschiedene Gegnerin des Nazionalsozialismus engagierte sie sich in der kirchlichen Ar­beitsgemeinschaft, einer radikalen Gruppierung innerhalb der Bekennenden Kirche, die sich für die vom Nazi-Regime ver­folgten Menschen einsetzte und konkrete Hilfen organi­sierte. Unter Einsatz ihres Lebens nahm sie als Juden verfolgte Menschen in ihrer Familie auf. Um ihren Mann nicht zu gefähr­den, verheimlichte sie ihm die jüdische Identität ihrer „Gäste“. Die Zubereitung von Essen und die Verpflegung von Gästen in dem stets offenen Pfarrhaus machten einen großen Teil ihres Lebens aus. Nachdem ihr Mann im November 1944 einen Schlaganfall erlitten hatte und zur Pflege zu seiner Tochter nach Senske zog, führte Agnes Wendland den Pfarrbetrieb weiter. Sie organi­sierte Gottesdienste und ver­hinderte, daß Pfarrer der Deutschen Christen die Predigten hielten. Als sie versuchte, ei­nen ihrer jüdischen Schützlinge, Ralph Neumann, aus der Ge­stapohaft frei zu kämpfen, wurde sie selbst verhaftet und ei­nige Wochen im Arbeitslager der Gestapo in der Großen Hamburger Straße festgehalten. Als sie dort erkrankte, trat ihre Tochter Ruth an ihrer Stelle die Haft an. Diese wurde nach einigen Tagen entlassen. In den letzten Kriegstagen begann Agnes Wendland Tagebuch zu schreiben. Sie starb am 31. August 1946 in Senske an den Folgen eines schweren Krebsleidens.

Gerechte unter den Völkern

Die beiden jüdischen Geschwister Ralph und Rita Neumann, die beide durch Glücksum­stände und wie durch ein Wunder überlebt hatten, vergaßen den selbstlosen Einsatz von Agnes Wendland nicht und beantragten nach dem Krieg die offizielle Ehrung von Agnes Wendland und ihrer Tochter Ruth durch den Staat Israel. Seit 1975 gibt es in der Holo­caust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem einen Baum in der „Allee der Gerechten“ für diese beiden Frauen. Am 31. August 2006 wurde anläßlich des 60. Todestages von Agnes Wendland eine Gedenktafel am Pfarrhaus in der Gethsemanestraße angebracht.