Ein Bericht von Conni Hufeisen:
Am 18. September 2015 wurde in der Wichertstr. 25-29, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie (kurz: HF), eine Notunterkunft für geflüchtete Menschen (kurz: NUK) eingerichtet. Die Sporthalle der Schliemannschule wurde über Nacht zur Unterkunft für ca. 150 Personen (Männer, Frauen, Familien aus verschiedensten Ländern vom Balkan bis Pakistan) umfunktioniert – ein Kraftakt für alle Beteiligten, v.a. für den Betreiber Candan Ögütcü, Geschäftsführer der miGes gGmbH, und die vielen ehrenamtlichen Unterstützer_innen, die sich spontan zusammengefunden haben. Dass es sich um eine Notunterkunft handelt, bedeutet, dass die Bewohner_innen alle Neuankömmlinge sind, die direkt vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) kommen und hier ihre erste Bleibe, theoretisch bis zur Registrierung und Zuweisung in eine reguläre Unterkunft, finden. Das heißt wiederum, dass die Fluktuation der Bewohner_innen sehr groß ist (etwa 1⁄3 wechselt wöchentlich), aber auch, dass die Menschen hier in einer äußert unsicheren Situation sind. Viele müssen jeden Tag vor dem LaGeSo anstehen, oft wochenlang, um endlich eine Nummer für die Registrierung zugewiesen zu bekommen. Ungewiss ist auch, wie lange sie hier – in dieser lagerähnlichen Massenunterkunft ohne jegliche Privatsphäre – wohnen bleiben müssen. Manche bleiben nur für eine Nacht, andere für Wochen oder gar Monate.
Schnell wurden auch seitens der Kirchen erste Kontakte zum Betreiber, zum Unterstützerkreis und zu den Bewohner_innen hergestellt und überlegt, wie sinnvollerweise durch die Kirchengemeinden Unterstützung geleistet werden kann.
Als erste Initiative startete am 6. Oktober das erste Begegnungscafé für geflüchtete Menschen und Nachbar_innen in den Räumen der Seniorenbegegnungstätte Hl. Familie. Es findet ab jetzt immer dienstags von 15-17 Uhr statt. Sie sind herzlich eingeladen, einfach vorbeizuschauen, um alte und neue Nachbar_innen kennenzulernen. Aber auch ganz praktisch wird noch Unterstützung benötigt z.B. zum Kaffeekochen, Kuchenbacken, Tischdecken und – abräumen.
Koordination: Daniel Hufeisen von FreiRaum
Die Gemeinde HF hat sich außerdem sofort bereiterklärt, einen Raum für Deutschkurse zur Verfügung zu stellen. Zum ersten Infotreffen am 15.10. kamen rund 30 Personen, so dass schon diese Woche mit den Deutschlerntreffen begonnen werden kann. Die niedrigschwelligen Lerntreffen unter dem Motto “Deutsch sprechen” sollen vorerst immer montags und mittwochs von 19:30 – 21:00 Uhr sowie freitags von 15-16:30 Uhr angeboten werden. Je nach Bedarf und personellen Kapazitäten kann das Angebot später auch auf andere Zeiten ausgeweitet werden. Da auch bei den Deutschstunden das persönliche Gespräch im Mittelpunkt stehen soll, sind auch hier weitere Helfer_innen herzlich willkommen. Vorkenntnisse werden keine benötigt. Wichtig ist vor allem, Geduld, Einfühlungsvermögen und Lust an Sprachen mitzubringen.
Koordination: Ulrike Fleischer von Heilige Familie
Für beide Angebote wird mittels Plakaten und vor allem persönlicher Einladung vor Ort in der NUK eingeladen.
Am Sonntag, 18. Oktober luden die Gemeinde HF und der Ökumenische Arbeitskreis zu einem ersten Treffen für Interessierte aus den Kirchengemeinden zur Information über die aktuelle Situation und zur Abstimmung weiterer Aktivitäten ein. Ca. 80 Leute versammelten sich, um sich über die aktuelle Situation zu informieren, ihre bisherigen Erfahrungen zu teilen und sich über mögliche weitere Angebote auszutauschen.
Generell ist durch den Unterstützerkreis (5 ehrenamtliche Koordinator_innen, Facebookgruppe mit über 1.200 Mitgliedern) eine sehr gute Versorgung der Unterkunft mit Sachspenden und Ehrenamtlichen vor Ort (Essensausgabe, medizinische Sprechstunde) gewährleistet. Auf Nachfrage beim Betreiber, was wir von Seiten der Kirchengemeinden beitragen können, betonte er, dass wir uns weiterhin in erster Linie um gute persönliche Kontakte und Begegnungen auf Augenhöhe bemühen sollten, um den Menschen Selbstachtung und Selbstwertgefühl zu schenken. Besonders am Wochenende, wenn das LaGeSo geschlossen hat und alle Bewohner_innen sich in der Unterkunft (ohne Gemeinschaftsräume) aufhalten, fehlt es den Bewohner_innen an Beschäftigungs-, Entspannungs- und Ausgleichsmöglichkeiten.
Hierzu wurden bei dem Treffen weitere Vorschläge gesammelt. Wer Interesse hat, daran mitzuwirken, kann in die E-Mail-Verteiler aufgenommen werden und ist zum nächsten Info- und Austauschtreffen ist am Sonntag, 6.12. um 12:30 Uhr, wieder im Pfarrsaal Heilige Familie, eingeladen.
Links, Kontakt:
Notunterkunft:
Begegnungscafé:
Deutsch sprechen:
E-Mail-Verteiler:
Termine:
- 8.11.2015 11:00 Uhr – Gethsemanekirche: Gottesdienst für und mit Geflüchteten
- 6.12.2015 12:30 – Heilige Familie: übergemeindliches Info- und Austauschtreffen